fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 6/2017

Mobilität der Zukunft von A bis Z

Algorithmus, Brennstoffzelle, Solarflugzeug: Schlagworte zur Zukunft der Mobilität im Alphabet.

Ein Mann und eine junge Frau schauen auf ihre Smartphones. Im Vordergrund steht ein Fahrrad.
Das Smartphone spielt bei Verkehrsmittelwahl eine entscheidende Rolle.

Algorithmus: bezeichnet eine Folge von Anweisungen, mit denen ein Problem gelöst werden kann. Im Zusammenhang mit Digitalisierung, Vernetzung und dem Internet der Dinge tragen sie dazu bei, Energie und Ressourcen zu sparen. Algorithmen helfen uns heute schon beim Navigieren oder bei der Optimierung und Einsparung von Wegen im Güterverkehr. Künftig sind sie entscheidend, um das Konzept selbstfahrende Autos umzusetzen.
=> Roboterfahrzeuge

Brennstoffzelle: Die sehr effiziente elektrochemische Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser, Wärme und Strom beflügelt seit Jahrzehnten den Traum vom sauberen Auto. Die Produktion von Wasserstoff kostet viel Energie und die CO2-Bilanz ist schnell dahin – es sei denn, der Wasserstoff wird mit Strom aus Sonne, Wind- oder Wasserkraft erzeugt. Mittlerweile werden Brennstoffzellenautos in Kleinserien produziert, es fehlt aber noch  ein Tankstellennetz für Wasserstoff.

CO2: In Deutschland hat der Verkehr seit 1990 nichts zur Minderung der Treibhausgase beigetragen, im Gegenteil, die CO2-Emissionen sind sogar angestiegen. „Das ist das vollständige Versagen der Verkehrspolitik beim Klimaschutz. Darum brauchen wir jetzt schnell eine echte Verkehrswende”, sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Der Klimawandel lässt sich nur bremsen, wenn wir möglichst CO2-arm unterwegs sind.
=> Fahrrad & Füße

Diesotto: ein Verbrennungsmotor, so sparsam wie ein Diesel und so sauber wie ein Benziner, dank einer Kombination aus der vom Diesel bekannten Selbstzündung und der Fremdzündung des Kraftstoffs im Ottomotor. Mazda will mit einem solchen Motor 2019 in Serie gehen (SCCI, Spark-Controlled-Compression-Ignition-Technik).

Elektromotor: die Hoffnung von Verkehrspolitikern und Autoindustrie, wie sich der Status quo der Automobilität  mit den Klimazielen bequem vereinbaren ließe. Reichen dafür die Rohstoffe?

Fahrrad & Füße: Die wichtigsten Antriebe der Zukunft, denn tatsächlich klimafreundlich unterwegs sind wir nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Was noch fehlt, sind Städte der kurzen Wege.

Gas: Der fossile Brennstoff Erdgas besteht größtenteils aus Methan. Er wird als komprimiertes Gas (CNG = Compressed Natural Gas) angeboten und kommt wie das Gas zum Heizen und Kochen in Pipelines bei uns an. Tanken können wir es in Deutschland an knapp 1 000 Tankstellen. Zukünftig soll jede zehnte konventionelle Tankstelle auch Erdgas anbieten. Erdgasfahrzeuge sind leise, emittieren praktisch keine Rußpartikel und deutlich weniger Stickoxide  als Dieselfahrzeuge. Bis zu 25 Prozent weniger CO2 stoßen sie verglichen mit herkömmlichen Benzinern aus. Erdgas ist wie Erdöl eine begrenzte Ressource.

Hyperloop: Elon Musk, Chef des E-Auto-Herstellers Tesla, will  Jules Vernes‘ Vision verwirklichen – U-Bahnen, die mit Druckluft durch Röhren gepresst werden. Sein Transportsystem der Zukunft nennt er „Hyperloop”. Mit ersten Tests hat er schon begonnen.

Intelligent: In Zukunft sollen Computer uns clever von A nach B bringen – bequem, einfach und schnell. Hoffentlich auch leise, gesund und umweltfreundlich.
=> Algorithmus
=> Multimodal

Joule: die abgeleitete international gültige physikalische Einheit der Energie, Voraussetzung für Antriebe aller Art.

Konrads Spezialkleber: Bei Pipi Lang-strumpf war alles ganz einfach: Sie schmierte sich Konrads Spezialkleber unter die Füße  und lief die Wände hoch. Dann kippte sie das grüne Zeug in den Tank und ihr altes Auto konnte fliegen. Ein solcher Wunderstoff muss erst noch erfunden werden. Künstliche Kraftstoffe gibt es schon.
=> PtX

Lichtgeschwindigkeit: Der Warp-Antrieb, mit dem die Raumschiffe im Star-Trek-Universum fliegen, ist nicht völlig undenkbar – jedenfalls spricht kein physikalisches Gesetz grundsätzlich dagegen.

Multimodal: flexibelste und modernste Form der Fortbewegung. Jeder wählt, in der Regel mit Hilfe von Apps, das Verkehrsmittel, das gerade am besten passt: Fahrrad, Bahn oder Carsharing-(Elektro-)Auto

Netz: Eine Million Elektroautos wollte die Bundesregierung bis 2020 auf die Straße bringen. Von diesem Ziel hat sie sich verabschiedet. Am Stromnetz liegt es nicht: Der normale Netzausbau bis 2020 könnte den Strombedarf der Elektromobiliät problemlos abdecken. Selbst fünf Millionen Elektroautos könnten ohne größere Engpässe künftig versorgt werden.  

ÖPNV: Elementarer Bestandteil der Verkehrswende. U- und S-Bahnen sind bereits elektrisch unterwegs, außerdem kommen immer mehr E-Busse auf den Markt. Um   Multimodalität und ein optimales Angebot zu ermöglichen, sollten Busse und Bahnen künftig im Deutschland-Takt unterwegs sein.

PtX: Nicht Stroh zu Gold spinnen, sondern Strom zu Kraftstoff verwandeln, das ist Kern des chemischen Prozesses „Power to Liquid/Gas“. Wie das funktioniert und ob es sinnvoll ist lesen sie in unserem Artikel „Traum vom »grünen« Fliegen”.

Quanten-Teleportation: Beam me up, Scotty! Ist das Teleportieren in Zukunft möglich? Leider nein. Die Quanten-Teleportation dient eher dem Transport von Informationen als von Menschen oder Dingen. Weltweit erforschen Physiker die Technologie als abhörsichere Kommunikationsmöglichkeit.

Roboterfahrzeuge: Im Verkehr der Zukunft sitzen keine Menschen mehr hinterm Steuer. Fahrzeuge sind eigenständig unterwegs, also autonom und vernetzt. Die großen Hoffnungen: Erstens mehr Sicherheit, denn der Computer kann Fahrzeuge schneller bremsen.  Zweitens weniger Stau, weil vernetzte Busse, Lkw und Autos dichter hintereinander fahren können.

Solarflugzeuge: Schlagzeilen machte die Weltumrundung mit dem Solarflugzeug. Warum das trotzdem nicht den Traum vom „grünen“ Fliegen erfüllt, lesen Sie hier.

Tankstellennetze für die neuen Kraftstoffe müssen ausgebaut werden, sonst nützt der klimafreundlichste Antrieb nichts. Oslo macht vor, wie eine Stadt die Verkehrswende schaffen kann.

Utopia lässt grüßen: Der belgische Architekt Vincent Callebaut hat ein klimaneutrales Transportsystem für die Zukunft entworfen: Auf dem Meer schwimmen Algenfarmen, die Biokraftstoff erzeugen. Gleichzeitig sind sie Landestationen für vertikale Flugobjekte, die wie Segelquallen aussehen. Das Projekt heißt Hydrogenase. Einen detaillierten Einblick gibt der Architekt auf seiner Internetseite
vincent.callebaut.org

Vollhybrid: Verbrennungs- und Elektromotor arbeiten zusammen. Berg­ab und beim Bremsen funktioniert der Elektromotor wie ein Dynamo und lädt sich auf. Der Verbrennungsmotor aktiviert sich bei höheren Geschwindigkeiten und auf Langstrecken. In der Stadt übernimmt der E-Motor. Dort bleibt die Luft sauberer, und weniger Lärm belastet die Anwohner. Plug-in-Hybride können auch über die Steckdose geladen werden und weitere Strecken elektrisch fahren. Aus Klimaschutzsicht sind Hy­bridantriebe sinnvoll in Autos, die viel im Stadtverkehr fahren. Auf der Autobahn haben Hybridfahrzeuge kaum Klimavorteile. Schwere SUV-Spritfresser mit der Hybridtechnik auszustatten ist völliger Unsinn – der Einspareffekt von Sprit und CO2 ist hier marginal.

Wind: Handels- und Kreuzfahrtschiffe  sind  –  noch vor dem Autoverkehr – die größten Luftverschmutzer der Welt.  Moderne Segelfrachter bringen altes Wissen mit Hightech zusammen und setzen neue Maßstäbe im umweltschonenden Transport. VW verhandelte schon mit der Firma Sailing Cargo über einen Ecoliner, ein 200 Meter langes Segelschiff, das zu 80 Prozent mit Windkraft unterwegs ist und bis zu 3 000 Neuwagen zwischen Europa, den USA und Fernost transportieren sollte. Anfang 2017 verkündete VW das Aus – die Transportkosten pro Wagen seien zu hoch. Im kleineren Stil bringen Unternehmer heute schon ihre Waren mit Windkraft um die Welt – zum Beispiel das Unternehmen Timbercoast mit seinem Segelfrachter Avontuur.
timbercoast.com

Xor-Exoskelett: Der indische Transportdesign-Student Bimal Rajappan hat für seine Abschlussarbeit ein ungewöhnliches Verkehrsmittel für die Kurzstrecke entworfen. Das Xor-Exoskelett besteht aus zwei selbstausgleichenden Rädern mit  Elektromotor, Steuergeräten an den Armen und einem Akku am Rücken. Man legt es sich wie eine Rüstung an und steuert mittels Körperbewegungen. Diese werden durch druckluftbetriebene „Außenmuskeln” erleichtert.

Yacht: Auch Luxusmobilität will künftig umweltfreundlich sein. Was es jetzt schon gibt, sind Yachten mit Hy­brid- und Elektromotor. Noch besser: den Luxus Zeit wiederentdecken und segeln gehen.

Zeppelin: Sie sind leise, emissionsarm und könnten jede Menge Fracht transportieren. Bisher blieb das oft herbeigewünschte Revival der großen Luftschiffe jedoch aus.  Aber wer weiß, was noch kommt?

Valeska Zepp

fairkehr 5/2023