fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

Obere Wilhelmstraße 32 | 53225 Bonn | Telefon (0228) 9 85 85-85 | www.fairkehr-magazin.de

Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

VCD aktiv 6/2017

Neue Wege für Fußgänger in München

Der VCD München will viele Straßen im Zentrum zu Fußgängerbereichen umgestalten. Ein erster Teil seines Konzepts ist bereits Realität geworden, ein Erfolg auch der VCD-Arbeit. 

Die Sendlinger Straße West in München ist von weißen Altbauten gesäumt. In dieser Fotomontage hat der VCD den Bodenbelag geändert, Fußgänger und Bäume eingefügt, um zu zeigen, wie die Straße als Fußgängerzone aussehen könnte.
Sendlinger Straße West: Der Abschnitt ist mittlerweile Fußgängerzone, so schön wie in dieser VCD-Simulation sieht er aber noch nicht aus.

Der Münchener VCD will die Gemütlichkeit zurück. Die Gemütlichkeit in der Münchener Altstadt, die mehr und mehr verloren geht. „Wie auf dem Jahrmarkt geht es besonders samstags auf der ganzen Kaufingerstraße, der Haupteinkaufsstraße, zu: Gedränge rauf und runter”, sagt Wolfram Liebscher, Vorsitzender des VCD München. „Die Fußgängerzone in der Innenstadt läuft über.” Die Lösung des VCD: ein weites Netz von Fußgängerzonen – sternförmig von den größeren U- und S-Bahn-Stationen um die Altstadt herum Richtung Marienplatz, dem zentralen Platz in der Münchener City.

„Wichtiger Zusatzeffekt eines solchen Netzes: Die Haupt-ÖPNV-Stationen Karlsplatz und Marienplatz würden entlastet, da die Menschen nicht mehr direkt ins Zentrum fahren müssten, um zur Fußgängerzone zu gelangen”, erklärt Liebscher. Wie die Fußgängermagis‑ tralen aussehen könnten, stellt der VCD in einem Stadtplan dar, den er auch zur Lobbyarbeit nutzt. Anfang 2016 forderte er alle Stadträte, den SPD-Oberbürgermeister und die Stadtbaudirektorin auf, sich für eine solche Idee einzusetzen. Am 1. Juli 2016 ein erster Erfolg: Gegen Widerstände von Anwohnern und Geschäftsleuten erklärte der Stadtrat die Sendlinger Straße West zum Fußgängerbereich, vorerst für ein Jahr auf Probe.

Erster Erfolg: Sendlinger Straße

Wenige Tage später präsentierte das Münchener VCD-Team in der Fußgängerzone erstmals auf Großbild-Displays, wie die Altstadt mit neuen Fußgängerbereichen lebenswert gestaltet werden könnte. „Die Gespräche mit Passanten zeigten, dass die allermeisten eine Erweiterung der Fußgängerzonen begrüßen”, sagt Liebscher. Der einjährige Pilotversuch an der Sendlinger Straße ist mittlerweile abgeschlossen, der Stadtrat hat sich für eine dauerhafte Einrichtung ausgesprochen.

Drei Männer und zwei Frauen in weißen VCD-T-Shirts werben in München an einem VCD-Stand für neue Fußgängerzonen.
Der VCD wirbt für Fußgängerbereiche.

Für sein Projekt „Mehr Platz für Fußgänger” wurde der VCD München Ende 2016 beim VCD-Aktivenwettbewerb in der Kategorie „Lebenswerte Städte” ausgezeichnet. Und er kämpft weiter. Nächstes Teilziel ist die Straße „Im Tal” vom Marienplatz zum Isartor. Eine größere Herausforderung, so Liebscher, die Straße sei vor zwei Jahren erst umgebaut worden – allerdings nicht zur Fußgängerzone. Neue Bauarbeiten wären vermutlich schwer zu vermitteln, dennoch gebe es Befürworter. Gegen Ende des Pilotversuchs Sendlinger Straße West hörte Liebscher auch nichts mehr von den anfänglichen Protesten. Er sieht das positiv: „Ladeninhaber haben erkannt, dass Fußgängerbereiche nicht weniger, sondern mehr Kunden bringen. Warum wären sonst die Mieten in der Kaufinger Straße so hoch?”

Kirsten Lange

fairkehr 5/2023