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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

VCD aktiv 5/2016

So ein Theater

Mit Schirm, Charme und Warnweste: Senioren treten für mehr Verkehrssicherheit in Modenschauen und Kurzszenen auf – ein Projekt des VCD Nordost, zum Mit- und Nachmachen.

Foto: Anna FehmelDie Sultaninen proben für den Auftritt.
Foto: Anna FehmelDas Bewegungstheater Friedenau und die Sultaninen üben für die große Modenschau des VCD Nordost. Was man nicht beim Anlegen von Neonwesten und Reflektorbändern alles falsch machen kann.

Die Moderatorin ist verzweifelt. Die Models begreifen gar nichts! Gerade hat sich eine der älteren Damen den reflektierenden Rucksacküberzug als Duschhaube auf den Kopf gesetzt, eine andere versucht, die Warnweste als Rock anzuziehen. Bis eben hat Anna Fehmel noch versucht, die Fehlgriffe lässig wegzumoderieren, nun ermahnt sie die Seniorinnen, die Accessoires für bessere Sichtbarkeit im Straßenverkehr doch bitte korrekt anzubringen.  Am Ende sind alle glücklich: Moderatorin Fehmel,  Schauspielerinnen und Zuschauer. Einige kommen auf die Theatergruppe zu, die Anna Fehmel vom VCD Nordost leitet, und fragen, wo es die praktischen Lämpchen für den Rollator, die neongelben Fahrradhelmüberzüge oder die Reflektorbänder denn zu kaufen gibt.

Die Modenschau „Sehen und gesehen werden“, inklusive einstudierter Pannen, gehört zum Projekt „Sein oder nicht sein – mit Theater und Tamtam für mehr Verkehrssicherheit älterer Menschen“ des VCD Nordost. Finanziell gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung,  haben die 36-jährige Anna Fehmel, ihr Mitarbeiter Wolfgang Plantholt, selbst im Rentenalter, und zwei Senioren-Theatergruppen auf einem Workshop Anfang März die Modenschau und weitere kleine Szenen erarbeitet. Sie zeigen mit einem Augenzwinkern,  wie sich Senioren im Straßenverkehr sicher und selbstbewusst bewegen können: zu Fuß, mit Fahrrad und Pedelec, Bus und Bahn oder Auto. Zum Nachdenken angeregt werden und lernen sollen dabei sowohl die Mitwirkenden als auch die Zuschauer. Spaß haben Darsteller und Publikum auf jeden Fall, wie Projektleiterin Fehmel bestätigt.

Plötzlich Teil eines Theaterstücks

Die beiden Theatergruppen – die Sultaninen aus dem Berliner Stadtteil Neukölln, bei denen viele ältere Migranten mitspielen, und das Bewegungstheater Friedenau – bringen Modenschau und Szenen auf Straßenfesten, Vereinsfeiern oder im Rahmen von Tagungen an die Öffentlichkeit. Darüber hinaus wünscht sich Anna Fehmel, dass andere Gruppen ihre Ideen aufgreifen und nachspielen. „Sie können unsere Szenen gern variieren und den Bedingungen vor Ort anpassen“, sagt Fehmel. „Wir würden uns aber in jedem Fall freuen, wenn wir eine kurze Rückmeldung erhielten – am liebsten mit Foto.“ Die Anleitungen gibt es  auf der Webseite des VCD Nordost.

Ein weiterer Wunsch der Projektleiterin: einmal mit ihrer Truppe unsichtbares Theater spielen, eine Szene im Bus, in der Bahn, auf dem Radweg aufführen, ohne dass Passanten oder Mitreisenden auffällt, dass sie Teil eines Theaterstücks sind. Sollte sich also demnächst eine ältere Dame in der Linie 100 von Haltegriff zu Haltegriff schwingen und mit ihrer Freundin über sicheres Gehen im Bus diskutieren, könnte das eine Sultanine sein.

Kirsten Lange

Weitere Infos, Termine und die Szenen zum Nachspielen

fairkehr 5/2023