fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

VCD aktiv 3/2017

Wandern mit Anschluss

Wochenende, ab ins Grüne: Um die Region zu entdecken, braucht es kein Auto. Das beweist der VCD Rheinhessen mit seinem Wanderprogramm seit 1990.

Foto: Hermann KuhsOb über die spektakuläre Hängeseilbrücke Geierlay oder durch die Baybachklamm (Foto unten): Viele Touren des VCD Rheinhessen führen durch den Hunsrück.

Das größte Abenteuer auf den Wanderungen des VCD Rheinhessen ist es, den ÖV-Anschluss zu bekommen. Sagt augenzwinkernd einer, der es wissen muss: Der Wormser Rudolf Hauser, 66, bietet seit zwölf Jahren Touren im Rahmen des Freizeitprogramms „Ohne Auto mobil“ an. Seit 1990 beweist der VCD Rheinhessen jedes Jahr wieder: Wer raus ins Grüne und die Region erwandern will, muss dafür nicht ins Auto steigen. Ab dem Mainzer und dem Wiesbadener Hauptbahnhof führen die Touren durch Rheinhessen, Rheingau, Taunus, Odenwald und zum Mittelrhein, in die Pfalz, den Hunsrück und an das Flüsschen Nahe. Die Strecken sind zwischen 12 und mehr als 20 Kilometer lang, sowohl Untrainierte als auch Profi­wanderer finden Herausforderungen. Mehrtageswanderungen, dieses Jahr beispielsweise in die Lüneburger Heide und in die Luxemburgische Schweiz, stehen ebenfalls im Programm – auch mal eine Drachenbootfahrt auf dem Rhein.

Und meistens klappt doch alles mit den Anschlüssen. Selbst wenn die Bahn nach Bingen Verspätung hat, der Bus in den Hunsrück nur alle zwei Stunden fährt und die Inhaberin des Taxistands an der Bushaltestelle telefonisch gebeten werden muss, den Bus kurz aufzuhalten.

Foto: Inge Breitenstein

 Wanderführer-Kolleginnen und -Kollegen stellen jedes Jahr ehrenamtlich ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm für den VCD Rheinhessen zusammen. Im November treffen sie sich und schlagen Touren für die neue Saison vor. Einer der Führer erstellt daraus eine Broschüre, die in gedruckter Form unter anderem in Rathäusern, Büchereien, Tourist-Infos und ÖPNV-Centern ausliegt. Verschiedene Verkehrsverbünde sowie die Städte Mainz und Wiesbaden unterstützen den Druck mit Anzeigen. Außerdem zahlen Nicht-VCD-Mitglieder für die Touren drei Euro. Damit sei das VCD-Freizeitprogramm finanziert, so Hauser.

Sogar Wanderer aus den USA

„Ohne Auto mobil“ werde wegen seiner Vielseitigkeit gelobt, für die „immer wieder neuen Touren in verschiedenen Landschaften“. Teilnehmer und Wanderführer identfizierten sich stark mit dem Programm, sagt Helga Schmadel aus dem Vorstand des VCD Rheinhessen. Deshalb hat „Ohne Auto mobil“ auch einen von zwei dritten Plätzen im VCD-Aktivenwettbewerb gewonnen. Das Freizeitprogramm mache den ökologischen Verkehrsclub in der Region bekannter und biete Mitgliedern einen schönen Mehrwert, so die Jury. Es hat sogar Fans aus den USA: 2015 schlossen sich zwei US-Amerikaner einer Tour im Rheingau an, nachdem sie das Programm in der Tourist-Info gesehen hatten. Das Ehepaar wollte unbedingt wandern – ohne Rucksack, ohne Verpflegung, ohne Wasser. Die Tourenführerin schickte die zwei erstmal zum Einkaufen. Im Anschluss lief alles rund, inklusive Übersetzung der Speisekarte in einer Straußwirtschaft. Für Spundekäs und Winzerweck – den Lieblingsfrischkäse der Rheinhessen und die hessische Antwort auf Elsäßer Flammkuchen – reichten sogar ihre paar Euro noch.

Kirsten Lange

Das Tourenprogramm 2017 herunterladen unter www.vcd.org/vorort/rheinhessen > Aktuelles

fairkehr 5/2023