fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Titel 3/2016

Quo vadis, Tourist?

Wohin reisen die Deutschen in Zeiten der Flüchtlingskrise? fairkehr hat fünf Reiseveranstalter gefragt.

Foto: Library of Congress, Prints & Photographs Division, LC-DIG-ppmsca-00179Bei deutschen Fotografen ist Schloss Neuschwanstein schon seit über 100 Jahren ein Hit: hier auf einem nachkolorierten Bild von 1900. Heute kommen Besucher aus der ganzen Welt.
Foto: Achim Mende, Internationale Bodensee Tourismus GmbHBadeurlaub mit Alpenblick und Dreiländereck: Kein Wunder, dass der Bodensee so beliebt ist bei den Deutschen.

Vamos, Familienreisen

Der Veranstalter merkt deutlich: Seine Kunden reagieren mit Verunsicherung. Familien seien besonders sicherheitsbewusst und reagierten entsprechend zurückhaltend. Insbesondere bei den Flugbuchungen ging die Nachfrage zurück. Im Kerngeschäft, bei der Vermittlung von Unterkünften, verzeichnet Vamos nur einen Rückgang um zwei Prozent und steht im Branchenvergleich zurzeit gut da. Gewonnen haben vor allem Ziele, die mit Bahn und Pkw erreichbar sind. Österreich legte um 40 Prozent zu, der gesamte Alpenraum um fünf Prozent. Zu den Verlierern zählt neben der Türkei mit einem Buchungsrückgang von 40 Prozent vor allem die griechische Insel Lesbos mit einem Rückgang von 90 Prozent. Insgesamt hat Griechenland bei den vamos-Kunden jedoch nicht verloren. Statt Lesbos buchten sie Kreta oder die Halbinsel Chalkidiki. Einen verstärkte Nachfrage nach Deutschlandurlaub stellt Vamos schon seit ein paar Jahren fest. Die Ziele des Reiseveranstalters sind insbesondere in den Ferienzeiten häufig ausgebucht – deshalb ist hier wenig Luft für Umsatzsteigerung.

Studiosus, Kulturreisen

Die „Best Ager“ sind Hauptzielgruppe von Studiosus. Sie lassen sich von der Weltlage nicht sonderlich beeindrucken. Ein Großteil verreist weiterhin ins Ausland. Der Reiseveranstalter stellte aber fest, dass Ereignisse wie die Terroranschläge in Frankreich und Belgien, insgesamt zu weniger Reiselust führten. Am meisten gelitten hat die Türkei. Auch die Buchungszahlen für Marokko und Reisen am Nil gingen stark zurück. Einen Zuwachs konnte Studiosus dagegen auf den Fernstrecken in Richtung Vietnam und Kuba wahrnehmen. Bei Deutschlandreisen sieht der Kulturreiseveranstalter kaum Veränderungen. Eventreisen, etwa zu den deutschen Hansestädten, sind beliebt wie eh und je.

TUI, pauschal und all-inclusive

Die Gäste des größten Touristikunternehmens Europas reisen zwar weiterhin ans Mittelmeer. Jedoch deutlich lieber in den Westen als in den Osten. Klare Verlierer sind Reiseziele in Nordafrika und der Türkei. Zu den Gewinnern zählen Spanien, Portugal, Griechenland und Italien. TUI stellt ebenfalls fest, dass Familien gerade deutlich zögerlicher buchen. Was den Deutschlandtrend betrifft, verzeichnet der Konzern seit Jahren hohe Zuwachsraten, so auch 2016.

Wikinger, Aktivreisen

Insgesamt zeigt sich beim Spezialisten für Aktiv- und Wanderreisen ein Plus für europäische Reiseziele, jedoch beobachtet Wikinger ebenfalls eine klare Verschiebung vom östlichen ins westliche Mittelmeer. Für die Türkei verzeichnet der Veranstalter einen Rückgang der Reisebuchungen von 73 Prozent, auch Ägypten und Griechenland verlieren. Frankreich profitiert mit einem Zuwachs von 50 Prozent. Reisen nach Paris buchten die Wikingerkunden – bedingt durch die Terroranschläge – allerdings seltener (minus 20 Prozent). Mit einem Buchungsplus von zwölf Prozent ist Deutschland klarer Gewinner und klettert hinter Spanien und Italien auf den dritten Platz der beliebtesten europäischen Reiseziele von Wikinger.

Berge & Meer, Partner von Aldi

Bei Rundreisen und Kreuzfahrten nimmt der Reiseveranstalter eher wenig Veränderung im Buchungsverhalten seiner Kunden wahr, sie buchen nur etwas kurzfristiger. Familien reagieren besonders auf die Ereignisse der letzten Monate und fragen im Augenblick wieder verstärkt Ziele mit Eigenanreise nach, zum Beispiel Italien, Kroatien und Deutschland. Insgesamt gehören zu den Gewinnern: Spanien, Zypern, Deutschland, Polen, Österreich, Korsika und Italien – dort vor allem Sardinien, Sizilien, Kampanien und Norditalien. Deutschland ist bereits seit Jahren die stärkste Destination des Reiseveranstalters. Besonders gern buchen Familien Strandurlaub an der Küste – vor allem in Mecklenbur-Vorpommern. Die Verlierer sind definitiv Ägypten, Tunesien und die Türkei.    

Jakob Kube

fairkehr 5/2023