Titel 1/2017
Straße zurückerobern: so geht's
Aktionen von VCD-Aktiven, Projekte von Ministerien oder Stadtplanern und wissenschaftliche Kongresse zeigen, wie man die Straßen in Deutschland lebendiger machen kann.
Platz für Fußgänger
Eine gelbe Karte signalisiert: Huhu, das ist unser Weg! Aktive vom VCD Rheinland-Pfalz klemmen Falschparkern, die Radler und Fußgänger gefährden, diesen freundlichen Hinweis unter die Scheibenwischer. Die Gelbe Karte für Autos auf Geh- und Radwegen kann beim VCD-Landesverband bestellt werden. Mehr Sicherheit und Komfort für Fußgänger möchte der VCD Region Hannover mit seinen Stadtteilspaziergängen 60+ schaffen. Gemeinsam mit älteren oder mobilitätseingeschränkten Menschen wandert der VCD Wege im Quartier ab und achtet unter anderem auf ausreichend Platz, Angebote zum Ausruhen und Wartezeiten an Ampeln.
Freiraum für Kinder
Die Stadt Bremen stellt jeden Sommer in fünf Straßen Fahrverbotsschilder auf und erlaubt Kindern, auf der Fahrbahn und den Seitenstreifen zu spielen. Auch Zubehör für eine Bewegungsbaustelle – Kisten, Bretter und Balken – kann ausgeliehen werden. Im hessischen Griesheim genügt ein Anruf beim Amt für Soziales, um einen Straßenabschnitt fünf Stunden lang für ein Straßenfest oder einen Kindergeburtstag sperren zu lassen. Mitarbeiter des Bauhofs errichten entsprechende Schilder, bezahlen müssen die Antragsteller dafür nichts.
www.mehr-freiraum-fuer-kinder.de
Einfach mal sitzen und quatschen
Stühle und Bänke, auf denen sich Leute niederlassen können, ohne etwas konsumieren zu müssen, sind im öffentlichen Raum rar. Das versuchen Aktivisten mit Bench Bombing zu verändern: Sie stellen Sitzgelegenheiten an Straßenrändern oder auf Plätzen auf. Zwar müssen die Initiatoren damit rechnen, dass die Behörden die Bänke und Stühle über kurz oder lang abräumen – doch bei ausreichendem Protest kann danach eine öffentliche Diskussion entstehen.
Modellquartiere für aktive Mobilität
Die Bundesumweltministerin fördert bis Mitte 2019 in vier deutschen Großstädten den Aufbau lebenswerter Stadtviertel mit insgesamt etwa einer Million Euro. Aachen, Kiel, Köln und Leipzig erproben, wie sich der Straßenraum als attraktives Wohnumfeld zurückgewinnen lässt und wie mehr Menschen dazu bewegt werden können, zu Fuß zu gehen und Rad zu fahren. Dabei spielen auch Carsharing und Pedelec-Verleihsysteme eine Rolle. Die Konzepte werden gemeinsam mit den Anwohnern umgesetzt. So legt beispielsweise Kiel den Fokus auf kinderfreundliche Straßenräume im Stadtteil Ellerbeck, Köln widmet in der Altstadt Süd ehemalige Parkplätze zu Flächen um, auf denen Menschen schlendern, sitzen, spielen, sich treffen können.
www.mobil-wandel.de/aktuelles
Laufbus statt Elterntaxi
Gemeinsam mit anderen Kindern zur Schule rennen, spazieren oder trödeln, statt sich vor dem Schultor durch Kolonnen vorfahrender Autos zu schlängeln: Das ist die Idee hinter dem Laufbus. Die Kinder treffen sich vor dem Unterricht an Sammelpunkten und marschieren begleitet von Erwachsenen los. Viele Tipps zur Organisation eines Laufbusses gibt der VCD auf seiner Internetseite. Gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhilfswerk organisiert der VCD außerdem seit zehn Jahren die Aktionstage
„Zu Fuß zur Schule“.
www.vcd.org/themen/mobilitaetsbildung
Kongress
Unter dem Motto „Lebens(t)raum Straße – ökologisch und sozial“ findet vom 10. bis zum 12. März 2017 der 21. Bundesweite Umwelt- und Verkehrskongress BUVKO an der Bergischen Universität Wuppertal statt. Hingehen und mitdiskutieren!
www.buvko.de