Titel 1/2007

Regionalflughäfen

Spielplatz für Landesfürsten

Deutschland ist gepflastert mit regionalen Flughäfen – vom umgewidmeten Militärflughafen über kleine Regionalpisten bis zu den ganz großen Verkehrsflughäfen wie München und Frankfurt. Oft liegen sie direkt nebeneinander, bringen nichts ein und verschlingen trotzdem Millionen öffentlicher Mittel.

 
  Foto: Marcus gloger

Endlich kommt die Kritik auch einmal aus der Branche selbst. Umweltschützer, Lufthansa und Düsseldorfer Flughafen haben einen gemeinsamen Feind: den Regionalflughafen. Unterstützt von einer Studie der Deutschen Bank ziehen ganz unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen gegen die ungeheure Ressourcenverschwendung und Parallelsubventionierung der wie Pilze aus dem Boden schießenden Regionalflughäfen zu Felde.

Es werden immer mehr und ihre Namen werden immer provinzieller: Lahr, Hof, Eisenach-Kindel oder Welzow. Sie alle sollen das Wunder von Hahn wiederholen und Investitionen, Wohlstand und Arbeitsplätze in gottverlassene Landstriche bringen. Dafür sind Regional- und Landesregierungen zu allen Opfern bereit, denn besser, der potenzielle Wohlstand landet bei ihnen als im Nachbarbundesland.

Eine Studie der Deutschen Bank zeigt allerdings: Das Wunder von Hahn ist ein Einzelereignis. Keiner der vielen Konkurrenten deckt auch nur annähernd seine Kosten. Die Liste der wirtschaftlichen Fehlschläge wird immer länger (siehe Beispiele im Kasten).

So Recht Deutsche Bank, Lufthansa und die großen Verkehrsflughäfen mit ihrer Kritik haben – ein gewisses Misstrauen an den neuen Koalitionären ist angebracht. Denn all die gerechte Empörung über unlautere Subventionen, Doppelfinanzierung und schlechte Ressourcennutzung hat vor allem ein Ziel: Man möchte sich die ungeliebte Konkurrenz der Billigflieger und Dumpinganbieter vom Leib schaffen. Ein Verkehrskonzept, das auch die Umwelt im Blick hat, ist das noch nicht. Wohl deshalb endet die Deutsche-Bank-Studie sinnigerweise mit dem Satz: „Die in diesem Artikel zum Ausdruck gebrachten Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.“

Regine Gwinner

   
 
 

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Regionalflughäfen: drei Beispiele

Hof-Plauen: Regelmäßig verbucht der Flughafen Hof-Plauen ein Minus von einer Million Euro im Jahr. Ein Ausbau soll es nun richten: 32 Mio. Euro aus dem bayerischen Staatshaushalt wurden – ohne darauf zu pochen, dass die Betreiber verbindliche Zusagen von Touristikunternehmen vorlegen – bereits genehmigt. Warnende Stimmen kommen hingegen von allen Seiten. Die Arbeitsgemeinschaft deutscher Luftfahrtunternehmen, die Lufthansa und das Reiseunternehmen TUI erklärten ihr Desinteresse.

Dortmund: Die Verluste des Flughafens Dortmund sind dramatisch: 30 Mio. Euro waren es 2004 – 18 Mio. Euro im Jahr davor. Für das Defizit kommen die Dortmunder Bürger auf – mit ihren Steuern und ihren Strom-, Gas- und Wasserrechnungen. Denn der Flughafen gehört zu 74 Prozent den Stadtwerken und zu 26 Prozent der Kommune.

Kassel-Calden: Ausbaukosten: 150 Millionen Euro aus öffentlichen Haushalten. Ein privater Investor ließ sich nicht finden. 600000 Fluggäste pro Jahr werden erwartet. Nach Aussage des BARIG (Board of Airline Representatives in Germany e.V.), einem Interessenverband nationaler und internationaler Fluggesellschaften, ist das Interesse der Airlines an Kassel-Calden gleich null. Kassel verfügt zudem über eine hervorragende Schienenanbindung an die Flughäfen in Hannover, Dortmund, Erfurt, Paderborn und Frankfurt. Ein Zuwachs an Fluggästen in Kassel würde hauptsächlich zu Lasten dieser Flughäfen gehen. Aller Kritik zum Trotz werden am Flughafen bis zu 600 neue Jobs erwartet. Damit wird jeder dieser Arbeitsplätze mit etwa 250000 Euro subventioniert.

   
 
   
 

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