Service 5/2006

Fahrradanhänger

Kofferraum für Alltag und Reise

Ob Familieneinkauf, Getränkekisten oder Campingausrüstung, all das scheint für einen Transport mit dem Fahrrad zu umfangreich. Doch mit modernen Reise- und Transportanhängern wird jedes Fahrrad zum Raumwunder.

Foto: Peter Barzel
Carry Freedom City
Ein absoluter Lifestyle-Hänger, hinten am Faltrad genauso kleidsam und praktisch wie als Trolley im ICE. Nach Ankunft Fahrwerk ausklappen, Tasche ein- und das komplette Leichtgewicht anhängen – fertig und los. Gewicht 5 kg, Zuladung 40 kg, 450 Euro, www.used-hq.de

Fahren statt schleppen

Zu schwer für den Anhänger und zu beschwerlich? Beim Kinderanhänger stellt sich diese Frage kaum noch jemand. Sie sind dank ihrer Vorteile akzeptiert und geschätzt. Und ein beladener Einkaufsanhänger ist selten schwerer als ein Kinderanhänger mit zwei Kindern. Dank moderner Gangschaltungen mit leichten Übersetzungen ist das Ziehen viel unbeschwerter als gedacht. Und das Gefühl, größere Lasten zu bewegen, als man selbst tragen kann, ist erhebend. Lastenanhänger vertragen bis zu 100 kg Zuladung. Dabei kann man die geniale Erfindung des Rades besonders eindrucksvoll nachempfinden. Zudem fährt man das Transportgut wirklich von Tür zu Tür statt von Parkplatz zu Parkplatz. Wer einmal die Vorteile eines Fahrradanhängers kennen gelernt hat, möchte ihn nicht mehr missen.

Unbeschwert reisen

Auch auf Reisen erleichtert ein Anhänger das Radfahren. Wer schon mal mit voll bepacktem Rad unterwegs war, weiß, wie schwerfällig das Fahren damit wird. Mit Hänger ist das Gewicht nur noch beim Anfahren, Bremsen und an Steigungen zu spüren. Zudem wird das Verstauen sperriger Gegenstände wie Zelt, Isomatte oder Schlafsack zum Kinderspiel. Reiseanhänger sind auch für Tandemfahrer und Faltrad-Fans, die weniger Platz am Rad haben, interessant. Auch für Radsportler, die gerne mit ihrem Sportgerät auf Tour gehen, aber keine Gepäckträger am schicken Rad mögen, sind Anhänger eine Alternative.

Schickes Design

Vergessen ist das Image des Arme-Leute-Vehikels. Moderne Anhänger oder Trailer sind wahre Hightechgeräte und stehen dem schicken Design aktueller Fahrradmodelle nicht nach. Hohe Qualität und vielseitige Nutzungsmöglichkeiten haben aber auch ihren Preis. Gute Hänger kosten zwischen 200 und 500 Euro.

Modernes Plattformprinzip

Wichtig beim Fahrradanhänger sind ein geringes Eigengewicht, leicht rollende Laufräder, Zerlegbarkeit und Vielseitigkeit. Das ist bei modernen Hightech-Trailern alles gegeben. Sie sind nach dem Plattformprinzip konstruiert: Trägerplatte oder -rahmen, Deichsel und Räder angesteckt, ankuppeln fertig. Der neue Roland Carrie M ist praktisch nach dem gleichen Modulsystem aufgebaut wie moderne Lkw-Hänger. Die Seitenwände können aus einzelnen Bordwandelementen in beinahe beliebiger Höhe zusammengesetzt werden. Obendrauf oder auch nur allein ist eine Reling möglich. Haken für Spanngurte und eine Abdeckplane ergänzen das System. Neu ist der Carry F (Fishermansdream), speziell ausgerüstet für Angler, vom integrierten Sitz über spezielle Kleinbehälter bis zum zusätzlichen Ständer.

Prinzip Kinderanhänger

Andere Hersteller setzen nach dem Muster der Kinderanhänger statt starrer Bordwände textil bespannte Seitenwände ein, wie Zwei plus Zwei beim Croozer Cargo und Burley beim Nomad. Der Flatbed ist die minimalistische Variante des Nomad mit Textilboden und nur zwei Seitenwänden in Längsrichtung. Das Umrüsten vom Kinderanhänger zum Reise- und Lastenanhänger ist heute nur noch bei zwei Herstellern möglich, bei Kindercar und beim Weber Ritschie, der ein Hardtop zum Umrüsten anbietet.

Plattform pur

Radikales Plattformdesign bieten Webers Monoporter und der neue Roland Carry S. Bei beiden können spezielle Taschen oder andere Gegenstände mit Gurten und Fastex-Steckern (wie an Rucksackriemen) direkt in der Trägerplatte aus Kunststoff befestigt werden. Das Modell Y-Frame des schottischen Herstellers Carry Freedom’s ist im Prinzip nur ein Fahrgestell mit Deichsel und Rädern und lädt zum individuellen Aufbau ein. Die Standard-Trägerplatte aus Sperrholz kann zum Beispiel gegen einen Aluminiumkoffer getauscht werden.

Produktfoto: Hersteller
Roland Carrie F: Die Anhänger sind bekannt für ihre unverwüstliche Bauweise. Bordwände und Reling aus Aluminium können beliebig kombiniert werden. Umstecken der Deichsel wechselt zwischen Fahrrad -und Handbetrieb. Eine Abdeckplane gehört zum Zubehör. Den Carrie gibt es in zwei Größen, jeweils mit und ohne Federung. Gewicht 12 kg, Zuladung 50 bis

Rahmenbauweise

Andere Modelle haben einen Trägerrahmen in Form eines Korbes wie der Vitelli Camping oder der Bob. Dazu gibt es dann passende Packsäcke oder es passen Standardtaschen wie die wasserdichten Packtaschen von Ortlieb hinein. Besonders elegant sind die Reisetaschen auf Rädern. Beim Carry Freedom City ist die schick geformte Reisetasche in einen Aluminiumrahmen eingehängt. Beim Radical Cyclone ist der tragende Rahmen in die Tasche eingearbeitet. Zum Ziehen per Hand werden die Räder einfach statt in der Mitte ganz hinten am Rahmen angesteckt. Für Globetrotter hat Koga miyata den Chela entwickelt. Das Campingmobil unter den Reiseanhängern bietet nicht nur verschiedene Staufächer mit separatem Zugang, sondern auch Tisch und Stuhl für die Rast, ein Fotostativ und integrierte Solarzellen zum Aufladen von Akkus.

Shopper

Nicht für die lange Reise und nicht für große Lasten geeignet, aber praktisch für den täglichen Einkauf oder die Fahrt an den Badesee sind Einkaufsanhänger oder Shopper. Ihr Vorteil: Sie eignen sich ohne Umbau für Fahrrad- und Handbetrieb und passen an der Supermarktkasse vorbei. Angehängt werden sie an spezielle Kupplungen am Ende des Gepäckträgers (Winthers Donkey, Andersen). Andersens neuer Royal Shopper Plus hat jetzt ein leichtes Aluminium-Gestell.

Auf den Hund gekommen

Hundehalter, die gerne Fahrrad fahren, haben das Problem, dass die meisten Fahrradstrecken für ihre Vierbeiner zu lang sind und das Fahrrad zu schnell fährt. Reise- und Lastentrailer eignen sich ausgezeichnet, um den Hund mit auf Tour zu nehmen. Manche Hersteller bieten für Hunde spezielle Aufbauten oder Körbe an, unter anderem Vitelli einen Weidenkorb, Carry Freedom einen Kunststoffaufbau, Weber und Roland einen geflochtenen Korb aus Kunststoff, der besser zu reinigen ist, und Kindercar den Aufbau Doggi. Eigene, spezielle Hundetrailer bieten Burley mit dem Tail Wagon und Zweipluszwei mit dem Croozer Dog an.

Einspurig, zweispurig

Einspurige Trailer (Bob, Weber Monoporter, Koga Chela) laufen sehr schön in der Spur des Fahrrades hinterher und sind daher auch in unwegsamem Gelände zu Hause. Ihr Nachteil: sie müssen vom Fahrer mit im Gleichgewicht gehalten werden. Mehr als 25 kg Zuladung sind deshalb nicht empfehlenswert und meist auch nicht erlaubt. Für größere Zuladung und an voll gefederten Fahrrädern mit hinterer Rahmenfederung sind zweispurige Anhänger besser.

Hoch- oder Tiefdeichsel

Standard ist bei hochwertigen Reise- und Lastenhängern die Tiefdeichsel, die auf Achshöhe am Fahrrad ankuppelt. Sie ist wesentlich sicherer beim Bremsen, weil das Hinterrad dann durch den schiebenden Hänger nicht noch zusätzlich entlastet wird, wie es bei der Hochdeichsel mit Ankupplung unterhalb des Sattels der Fall ist. Außerdem laufen Anhänger mit tiefer Deichsel sehr viel spurtreuer hinter dem Zugfahrrad hinterher. Das ist praktisch auf Reisen wie im alltäglichen Verkehr. Da gerade aber Reise- und Lastenanhänger auch öfter mal von Hand gezogen werden, sind bei einigen Modellen die Tiefdeichseln einfach umzustecken und werden so bei Bedarf zur Hochdeichsel (Roland Carry M, S und F sowie Vitelli Camping).

Kein Trailer ohne Kupplung

Zwar gibt es noch die alte Kugelkopfkupplung von Hebie und diese sogar in einer verbesserten Version, doch Standard ist heute die Weberkupplung mit Bajonettverschluss. Sie gibt es in Varianten für alle Fahrradmodelle für die Tiefdeichsel, wahlweise abschließbar, und neu jetzt auch für die Hochdeichsel zur Befestigung an der Sattelstütze. Daneben gibt es einige andere, herstellerspezifische Kupplungsformen bis hin zu einfachen Klemmkupplungen, die ohne Gegenstück am Hinterbau des Fahrradrahmens geklemmt werden.

Produktfoto: Hersteller
Standard ist heute die Weberkupplung mit Bajonettverschluss.

Leichtlauf und Federung

Die Laufradgrößen liegen zwischen 12 und 20 Zoll. Gerade in 20 Zoll, aber immer mehr auch in 16 Zoll gibt es qualitativ hochwertige Reifen, die mit hohem Luftdruck gefahren werden können. Beispiele: Schwalbe Marathon oder der Ballonreifen Schwalbe Big Apple. Damit und mit guten Radlagern ist der Leichtlauf garantiert. Je nach Last sollte aber der Luftdruck angepasst werden, damit der Hänger nicht anfängt zu springen. Die Alternative zu niedrigem Luftdruck oder Ballonreifen ist eine Federung. Roland bietet sie für den Carry M an, lässt dann aber weniger Gewicht zu. Webers Ritschie ist ebenfalls gefedert. Und Kindercar bietet eine nachrüstbare Federung an. Sinnvoll ist eine Federung vor allem für Hänger, die im Gelände und viel auf unbefestigten Straßen gefahren werden.

Peter Barzel

Hersteller:
www.andersen-shopper.de
www.bikefriday.de
www.burley.de
www.fidelio.de (Winthers Donkey)
www.kindercar.de
www.koga.com
www.nanovan.de
www.novosport.de (Radical,Vitelli)
www.roland-werk.de
www.used-hq.de (Carry Freedom)
www.weber-products.de
www.zweipluszwei.com (Croozer, Bob)

   
 

Checkliste Anhängerkauf

  • Seitliche Ankupplung auf Achshöhe – besser beim BremsenTiefer Schwerpunkt der Last – besser für schnelle Kurvenfahrt
  • Geringes Eigengewicht des Anhängers
  • Einfache Zerlegbarkeit zum Abstellen oder zum Transport
  • Sichere und wasserdichte Unterbringung des Transportgutes
   
 
Produktfoto: Hersteller
Vitelli Camping: Der Klassiker unter den Reiseanhängern. Sein tiefer Schwerpunkt sorgt für ausgezeichnetes Fahrverhalten. Für wasserdichten Transport empfiehlt sich Ortliebs Reisetasche Rackpack XL. Gewicht 8 kg, Zuladung 60 kg, 345 Euro ohne Tasche, Ortliebtasche 89 Liter, 69 Euro, www.novosport.de

 

Produktfoto: Hersteller
Radical Cyclone: Riesiges Volumen bei geringstem Gewicht. Der neue Regenüberzug schützt auch vor Schmutz und die abnehmbaren Räder können in einer Extra-Tasche obendrauf geschnallt werden. Praktisch: Die Räder können zum Handbetrieb als Trolley auch hinten am Rahmen eingesteckt werden. Gewicht 5,5 kg, Zuladung 40 kg, 100 Liter, 385 Euro,
www.novosport.de

 

Produktfoto: Hersteller
Weber Monoporter: Mehr als ein Anhänger – ein ganzes Konzept. Klein, leicht, handlich, gefedert und super verarbeitet, setzt Weber einen Maßstab für Einspur-Anhänger. Gewicht 5,8 kg, Zuladung 25 kg, 395 Euro, Tasche extra, 80 Liter, 79 Euro,
www.weber-products.de

 

Produktfoto: Hersteller
Carry Freedom Y-Frame: Mit diesem Anhänger kommt man überall hin. Ein einfacher, aber robuster Touring-Trailer, bei dem die Ladung direkt auf die Trägerplatte geschnallt wird. Mit Federung und Zubehör für den Handbetrieb. Gewicht 6,5 kg, Traglast 90 kg, 20 Zoll Räder, Preis: 249 bis 299 Euro,
www.carryfreedom.com

 

Produktfoto: Hersteller
Koga miyata Chela: Das Campingmobil unter den Anhängern. Der Einspurer bietet nicht nur verschiedene Staufächer mit separatem Zugang, sondern auch Tisch und Stuhl für die Rast. Die Taschen sind so geschnitten, dass auch sperriges Gepäck hineinpasst. Und das alles gefedert. Gewicht 11 kg, Zuladung 30 kg, 78 Liter, Preis: 799 Euro,
www.koga.com

 

Produktfoto: Hersteller
Nanovan: Der kleinste Anhänger der Welt. Das Gestell ist um das Behältnis, Aktenkoffer oder Transportbox herum gebogen. Das Zwillingsradpaar ist schwenkbar gelagert. So bleibt der Hänger immer im Gleichgewicht und rollt auch problemlos über Kopfsteinpflaster oder unbefestigte Wege, ob im Fahrrad- oder Handbetrieb. Einfach genial. Gewicht ca. 5 kg, Zuladung ca. 20 kg, ab 219 Euro,
www.nanovan.de
   
 

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