fairkehr VCD-Magazin für Umwelt, Verkehr, Freizeit und Reisen

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Ein Pfad führt über eine grüne Alm
Ein Junge gießt Pflanzen, die in einer Holzkiste wachsen
Eine Seilbahngondel schwebt über eine dicht bebaute Stadt

Editorial 5/2023

Ausblick

Licht an für die Verkehrswende 2024!

Portrait einer blonden Frau mit hellblauer Bluse

Lasst uns ein Lichtlein anzünden für die Verkehrswende, wenn wir Weihnachten vor dem Tannenbaum sitzen. Sie hat es nötig. Wir sollten auch den Bundes- und den Landesverkehrsminister*innen „heimleuchten“, denn sie haben auf ihrer letzten Verkehrsministerkonferenz im November lediglich die Fortführung des 49-Euro-Tickets (Deutschland-Ticket) für 2024 beschlossen, nebst einigen Kleinigkeiten. Ansonsten konnte man sich nicht einigen, wer die zu erwartenden circa 400 Millionen Euro Verlustausgleich für 2024 an die Verkehrsunternehmen zahlt. Bundesverkehrsminister Wis­sing hat abgewinkt, die Hälfte davon zu tragen. Er, der sich als Erfinder des 9-Euro- und des 49-Euro-Tickets sieht und dafür den Deutschen Mobilitätspreis entgegengenommen hat, macht sich einen schlanken Fuß und sieht die Bundesländer in der Pflicht, den kompletten Betrag zu tragen. Schließlich sei Nahverkehr Ländersache und diese könnten endlich durch Digitalisierung und Umstrukturierung im Ticketvertrieb einsparen.

Man hat auch ins Auge gefasst, den Preis für das 49-Euro-Ticket ab Mai 2024 gegebenenfalls zu erhöhen. Dieses Bund-Länder-Hickhack um die Finanzierung ist ein Armutszeugnis und verunsichert viele Fahrgäste! Das 49-Euro-Ticket muss verstetigt, seine Finanzierung langfristig gesichert und um eine günstige Variante für ein bundesweites Junge-Leute- und Sozialticket ergänzt werden, wie der VCD in der Resolution seiner Bundesdelegiertenversammlung gefordert hat.

Der bisherige Erfolg des 49-Euro-Tickets ist vor allem ein kommunikativer: Der ÖPNV ist im Gespräch, und viele überlegen, das Ticket zu nutzen. Außerdem ist die „Kleinstaaterei“ der Tarifgrenzen der Verkehrsverbünde endlich vorbei. Der ÖPNV überwindet Grenzen! Laut VDV gibt es circa 11 Millionen Nutzer*innen, davon acht bis zehn Prozent echte Einsteiger in den ÖV! Laut einer yougov-Umfrage würden sogar circa 31 Prozent der Nutzer*innen öfter das Auto stehen lassen. 

Diese Erfolge des 49-Euro-Tickets dürfen nicht zerredet werden, immerhin erfüllt es zwei von drei wesentliche Anforderungen für eine erfolgreiche Verlagerung von Personenverkehr auf den ÖV: 1. Gutes Angebot, 2. attraktiver Preis und 3. einfacher Zugang und gutes Image. Dies hat bislang noch keine andere Maßnahme geschafft! Bleibt das alles entscheidende Thema „Ausbau des ÖPNV-Angebotes“, denn wo kein Bus fährt, nützt das Deutschlandticket nichts. Der im Koalitionsvertrag verankerte, dringend erforderliche Ausbau- und Modernisierungspakt, der bis Ende 2023 fertig sein soll, ist nicht in Sicht. Ebenso die vom VCD geforderte Mobilitätsgarantie für ganz Deutschland. Das Bundesverkehrsministerium hat seine Berater rechnen lassen: Es wären circa 18 bis 20 Milliarden Euro pro Jahr hierfür erforderlich, plus drei bis vier Milliarden Euro Verlustausgleich für das 49-Euro-Ticket. Dies ist zwar eine beachtliche Summe, jedoch absolut machbar, wenn dafür die umweltschädlichen Subventionen im Verkehrsbereich abgeschafft werden. ÖPNV ist schließlich Daseinsvorsorge. Sein Ausbau wäre ein Lichtblick für 2024!

Wir bedanken uns für Ihre Unterstützung als VCD-Mitglied. Es tut gut, Sie gerade in diesen herausfordernden Zeiten an unserer Seite zu wissen und wir freuen uns sehr, wenn Sie an Weihnachten eine VCD-Mitgliedschaft verschenken. Schöne Feiertage und einen guten Start ins Neue Jahr wünscht Ihnen

Kerstin Haarmann,
VCD-Bundesvorsitzende

fairkehr 5/2023