Reise 5/2009

Für die Kulturhauptstadt Europas stellen die Stadt Linz, das Land Oberösterreich und die Republik Österreich jeweils 20 Millionen Euro zur Verfügung. Weitere zehn Millionen Euro kommen von Sponsoren oder stammen aus Eintrittsgeldern der Kunst- und Kulturveranstaltungen. Aus mehr als 2000 Projektvorschlägen hat die Kulturhauptstadt-GmbH unter Leitung des Schweizer Intendanten Martin Heller rund 220 auswählt.

Hörstadt
Lärm ist überall. In fast jedem Kaufhaus und fast jedem Supermarkt werden Menschen von akustischem Müll berieselt. Als weltweit erste Stadt hat sich Linz zur Hörstadt erklärt. Im Januar hat das Stadtparlament einstimmig die Linzer Charta beschlossen. Diese erklärt die Gestaltung des akustischen Raums zum Recht aller Menschen. Bei Stadt- und Bauplanung müssen nun die akustischen Auswirkungen mitgedacht und mitgeplant werden. In der Stadt bieten Ruhepole Stille pur, und ein Netz von Hörenswürdigkeiten überspannt die Europäische Kulturhauptstadt. Hörstadt ist ein weit über das Jahr 2009 hinaus gedachtes Projekt, das sich für eine bewusste und menschen­würdige Gestaltung der hörbaren Umwelt einsetzt. 

Turmeremit
Kein Internet, kein Telefon, kein Computer, kein Fernseher und kein Handy. Stille. Für jeweils eine Woche lädt die katholische Diözese Linz zu Stille und Einkehr in die Kammer unter dem Kirchturmdach des Linzer Mariendoms, 68 Meter über der Stadt. Das Projekt der Kulturhauptstadt-Gesellschaft Linz 09 ist gefragt. Mehr als 200 Frauen und Männer, alte und junge, haben sich als Turmeremiten beworben. 58 sind für 2009 eingeteilt. Wegen der großen Nachfrage will die Diözese das Projekt 2010 fortsetzen. 

Höhenrausch
Künstlerische Höhepunkte über den Dächern von Linz: Im Zentrum von Linz werden die ­Dächer bespielt und begangen. Über eine Himmelsstiege steigen die Besucherinnen und Besucher bis über die Dächer der Innenstadt. Vom Freideck des Kulturzentrums OK starten die Höhenrausch-Grußbotschaften der Besucher per Raketenpost. In einem Laboratorium untersuchen Künstler, Lehrer und Schüler ­gemeinsam das „Phänomen Höhenrausch“. ­Geöffnet 29. Mai bis 31. Oktober 2009.

Ars Electronica Center (AEC)
Das neue 30-Millionen-Euro-Ufo am Donauufer leuchtet nachts in Rosa, Blau, Grün, Rot. Drinnen gibt es elektronische Kunst zum Sehen, Fühlen, Hören, Anfassen und Spielen in allen Variationen. Weltweit einmalig und ­sehenswert.

Lentos
Fast genau so bunt beleuchtetes ultramodernes Kunstmuseum auf der Linzer Donauseite gegenüber dem AEC mit wechselnden Kunstausstellungen.

Stifterhaus
Der österreichische Dichter Adalbert Stifter lebte von 1848 an die letzten 20 Jahre seines Lebens in Linz. In seinem Wohnhaus hat die Stadt ein Literaturhaus eingerichtet. Der Veranstaltungsbetrieb mit Lesungen und Vorträgen ist 2009 Teil des Kulturhauptstadtprogramms.

Pöstlingsbergbahn
Die Straßenbahn fährt vom Hauptplatz aus auf den 537 Meter hohen Linzer Hausberg. Sie ist die steilste Reibungsbahn Europas und überwindet auf 4,14 Kilometern in zwanzig Minuten einen Höhenunterschied von 255 Metern. Oben auf dem Pötslingberg genießen die Fahrgäste den Blick auf die Stadt.

• Offizielle Internetseite des Kulturhauptstadtjahres: www.linz09.at
• Alle Linz-Veranstaltungen auf einen Blick:www.linztermine.at
• Tourist Information, Hauptplatz 5, A-4020 Linz, Tel.: 0043/732-70702009
• Kritische, unabhängige Hintergrundinfor­mationen zu Linz 09: www.linz09.info
• Kulturhauptstadt ganz anders: www.linz0nein.org

Neben Linz ist auch die litauische Hauptstadt Vilnius zweite Kulturhauptstadt Europas. Die Städte sind aber zu unterschiedlich und zu weit voneinander entfernt, als dass sie viel ­miteinander zu tun hätten. www.culturelive.lt/de

Rund um Linz
Oberösterreich wartet mit den passenden Radtouren für jeden Geschmack auf: über Berg und Tal hinauf in den Böhmerwald oder locker am Fluss rollen – auf dem legendären Donauradweg. www.radfahren.at

Anreise
Ab Dortmund, Köln, Frankfurt oder München fahren mehrmals täglich, zum Teil stündlich, ICEs ohne Umsteigen nach Linz. Besonders günstig ist das Europa-Spezial-Ticket ab 39 Euro in der zweiten und 69 Euro in der ­ersten Klasse. www.bahn.de